Ehrenämter

Der Kommissär

Die Funktion des Kommissärs lässt sich einerseits aus dem geistlichen, andrerseits aus dem weltlichen Bereich ableiten.
Auf dem geistlichen Sektor ist ein Archidiakonalkommissär in Tamsweg bis 1809 nachgewiesen. Dieser hat den Rang eines heutigen Dechant innegehabt. Es mag Zufall sein, dass just im Jahre 1809, in dem der Titel Archidiakonalkommissär abgeschafft wurde, erstmals in den Vereinigtenbüchern der Titel >>Comihsair<< aufscheint.
Ein direkter Zusammenhang erscheint uns jedoch unwahrscheinlich. Wesentlich wahrscheinlicher ist eine Beziehung zum weltlichen Bereich: Im Zukunftswesen hat es einen Handwerks-Kommissär gegeben. Die Handwerker der Zünfte in Tamsweg mussten ein Ansuchen an die Hauptlade in Salzburg richten, um einen Kommissär zum Jahrtag und zur Freisprechung ihrer Lehrlinge zu bekommen.
Der Titel >>Kommissär<< scheint im zweiten Bruderschaftsbuch im Jahre 1809 zum ersten Mal auf. In der Reihenfolge der Vereinigten-Mitglieder wird er aber erst an 12. Stelle genannt: >>Josef Vogt Chyrürg und Comihsair<<. Weiters wird der Titel 1810 an 7. Stelle, 1814 an 9. Stelle und 1815 an 5. Stelle genannt.
Diese Aufzeichnungen lassen den Schluss zu, dass die Vereinigten wie die großen Zünfte einen Handwerks Kommissär haben wollten, der allerdings die tatsächlichen handwerksrechtlichen Befugnisse eines solchen nicht haben konnte.
Auch haben ihn die Vereinigten ursprünglich nicht mit den Rechten eines Kommissärs im heutigen Sinne ausgestattet – der Herbergsvater steht nach wie vor an führender Stelle.
Die Funktion des Kommissärs entwickelte sich langsam. Um die Mitte des Jahrhunderts steht der Kommissär bereits an 2. Stelle in den jährlichen Aufzeichnungen. 1930 haben P. Keusch und J. Noggler im Protokollbuch (2. Band) der Vereinigten geschrieben, dass der ,,Herr Vater“ bis 1870 noch die führende Stelle innegehabt hätte. Schließlich finden wir folgende Reihung:

1. Commisar
2. Bischof
3. Herbergsvater
4. Vereins-Schmied

Die heutige führende Stellung des Kommissärs bringt für diese Privilegien und Pflichten:
Ein Privileg ist, dass alle Vereinigten in der Zeit vom Andingen bis zum Abroaten aufstehen, wenn er ein Lokal betritt. Ihm seine Ehreanbietung zu erweisen „is a Freid was nix kost“, wie es Altkommissär Hochleitner einmal treffend ausgedrückt hat.
Ein zweites Privileg des Kommissärs erlaubt ihm, während seiner Amtszeit ihm nahe stehende Personen einzuladen.
Weiter hat der Kommissär überall den Vortritt – beim Kirchgang, beim Hausieren, beim Betreten der Herberge usw. Außerdem wird der Kommissär zu jedem großen Fest im Markt als Ehrengast eingeladen und immer sehr herzlich in seiner Eigenschaft als „Kommissär der Vereinigten“ begrüßt.
Das „Amt“ ist aber auch mit Pflichten verbunden. Der Kommissär ist der „Bewahrer der Lade“ und somit verantwortlich für deren Inhalt, die Vereinigtenbücher.
Er hat die Pflicht, an jedem Begräbnis eines Vereinigten teilzunehmen. Er muss für jeden verstorbenen Vereinigten eine Seelenmesse lesen lassen und diese auch bezahlen.
Seinem Nachfolger, dem „neu gewählten Kommissär“, muss er den Festzug ausrichten.
Für die Dauer der Vereinigtenwoche sind im Kommissärshaus alles Vereinigten zu Speis und Trank herzlich eingeladen.
Die Tamsweger Bürgermusik die während der Woche für den musikalischen Rahmen sorgt, muss auch von ihm „erhalten“ werden.
Eine wichtige Pflicht beschreibt Altkommissär Hochleitner wenn er sagt:
Am Ende seiner dreijährigen Regentschaft muss der Kommissär ausgeglichen bilanzieren, dass heisst, es dürfen keine Schulden da sein. Er muss sich um alles kümmern, was aussteht die Fahne usw. Er muss auch koordinieren und im Endeffekt auch zahlen. Alles muss in Ordnung übergeben werden.

Die Frau Kommissär

Der erste Auftritt der Ehegattin/Lebensgefährtin des Kommissärs ist beim Andingen. Nach der Wahl machen sich die Bürgermusik und die Junggesellen auf um die „Frau Kommissär“ von zuhause abzuholen. Nach einer kleinen Stärkung tragen dann die Junggesellen die Frau Kommissär mit einer Sänfte in die Herberge. Dort nimmt sie unter dem Jubel der liebwerten Vereinigten am Kommissärstisch Platz. Die nächste „offizielle“ Aufgabe ist es, den Vereinigtenball gemeinsam mit dem Junggesellenpräses zu eröffnen. Beim ersten Ball nach der Wahl, werden dem „Kommissärs-Paar“ von verschiedenen Gruppen Darbietungen gemacht. In der restlichen Vereinigtenzeit, bzw. in den folgenden 3 Amtsjahren ihres Gatten betreut die Frau Kommissär die Kommissärsherberge, in der sie die Vereinigten bewirtet. Nach Ende der Amtszeit und den Übertritt des Kommissärs zum Alt-Kommissär fällt es der nunmehrigen Frau Alt-Kommissär zu, die Vereinigten noch weitere 3 Jahre in ihrer Herberge bewirten zu dürfen. Ohne Übertreibung, ist das „Amt“ als Frau Kommissär, eine bei den Vereinigten zwar sehr beliebte, jedoch sehr arbeitsreiche Tätigkeit.

Der Herbergsvater

Im Jahre 1738, in den ersten Statuten – Artikel 5 und 6 – ist ein Herbergsvater, genannt ,“Herr Vatter“, bereits erwähnt. Die erste namentlich Nennung erfolgt 1748, schon elf Jahre nach Vereinigtengründung schriftlich im ersten Vereinigtenbuch (an erster Stelle eingetragen): Johann Georg Windt, der Lebzelter, Bräuer und Wirt gewesen ist. Auch bei der ersten Erneuerung 1767 ist er wieder an erster Stelle angeführt.
Höchstwahrscheinlich leitet sich die große Bedeutung, die dem Herbergsvater zu damaligen Zeit zukommt, aus dem Zunftwesen ab: Der Herbergsvater verwahrt zur damaligen Zeit die Lade, ihm wird die Auflage bezahlt, und bei ihm wird der Jahrtag abgehalten.
Das Geld, das – wie es in den Statuten 1786 nach der zweiten Erneuerung heißt – nach der alljährlichen Abrechnung übrig bleibt, soll für Speis´ und Trank ausgegeben werden. Dort steht in Kapitel 6:
…das was bey alljährlichen Zusammentritt an Auflag und Schreibgeld eingehet, und nach Abzug der das Jahr hindurch erflossenen Unkosten sich etwan an überschuß zeiget, allezeit auf jeden Tisch ins comun zu Verzehren, angetheilet wird
Die Bestellung eines Wirtes zum Herbergsvater kann als Notwendigkeit angesehen werden ,weil der die Möglichkeit hatte, seine Räumlichkeiten für das jährliche Zusammentreffen zum Jahrtag zur Verfügung zu stellen. Wie im Vorgehenden beschrieben, hat später der Kommissär die Führungskompetenzen übernommen. Es finden allerdings auch heute noch alle Veranstaltungen – vom Andingen bis zum Abroaten – im Hause des Herbergsvaters statt. Auch obliegt ihm heute noch die Aufbewahrung der einzelnen Vereinigtenutensilien, wie z.B. Trommeln, Bärenfelle,….

Der Lader und der Fahnenträger

Vereinigtenlader und Fahnträger sind zwei bedeutende Persönlichkeiten. Der Fahnträger geht während des ganzen Jahres bei sämtlichen Begräbnissen und Prozessionen den Vereinigten mit ihrer Fahne voran. Der Lader ist immer an seiner Seite und hilft ihm beim Einfädeln derselben.
Nach der Prozession gehen Fahnenträger und Lader mit dem Kommissär ,,auf a Bratl-Essen“. Das steht auch eigens in der Urkunde drin – ein anständiges Essen mit Bier oder Wein. Nach einem Begräbnis ist es genauso.
Schon bei der Gründung 1738 ist in Artikel 5 vermerkt, dass ,,der Lader“ beim ,,Herrn Vattern ein Viertl Pier und um ein Khreizer Brodt“ bekommen muss. Somit sind der Herbergsvater ( Herr Vatter) und der Lader die einzigen zwei Personen, die ihre Funktion vom Gründungstag bis heute ausüben.
Vom  Lader werden alle verheirateten Vereinigte. die innerhalb der Ortstafeln von Tamsweg ihren Wohnsitz haben, persönlich geladen. Das sind ca. 350 Vereinigte. Vereinigte mit Wohnsitz ausserhalb der Ortstafeln erhalten eine schriftliche Einladung. Mit der persönlichen Ladung des Präses gelten alle Junggesellen als geladen.

Der Ladspruch ist lange überliefert und wird von jedem Lader genau eingehalten:
Im Namen des Herrn Kommissär …habe ich die Ehre, Dich (Euch) zu den Vereinigten-Feierlichkeiten recht herzlich einzuladen.
Am Montag, den…Jänner – Vesper, Dienstag, hoher Festtag der Vereinigten, um ½ 10 Uhr Zusammenkommen in der Herberge, anschließend Kirchgang, nach dem Kirchgang Auflage zahlen in der Herberge beim Kassier, anschließend das Bruderschaftsmahl, am Nachmittag dann Hausieren im Sinne des Uhrzeigers.
20.00 Uhr pünktlich in der Herberge zum Ball.
Am Mittwoch Maschgeratag Beginn um ca. ½ 2 Uhr Hausieren im gegengesetzten Sinn des Uhrzeigers.
Für die Junggesellen: Am Donnerstag noch Gestrigen-Tag Suchen und am Freitag wäre noch das Geldbeutelwaschen.
Wird ein Mitglied nicht angetroffen, hinterlässt der Lader eine Karte, die als persönliche Einladung zu werten ist.
Der Lader ist während der ,,Ladzeit“, das ist die Zeit zwischen Andingen und Vesper, beim Kommissär zum Mittagessen eingeladen, wobei er jeden Tag über seine Tätigkeit ausführlich Bericht erstattet. Als äußeres Zeichen seiner Funktion hat der Fahnenträger das silberne Hufeisen mit der Fahne angesteckt, der Lader das Hufeisen mit einem Blumenstrauß.

Der Bischof

Die Anfänge des Bischofsamtes liegen im Dunkel. Es ist unvorstellbar, dass vor der Liberalisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Erzbischof von Salzburg ein derartiges ,,Bischofsspiel“ geduldet hätte. Daher ist anzunehmen, dass der Vereinigten-Bischof erst später entstanden ist.
Die Aufgaben, die dem Bischof heute zukommen, liegen hauptsächlich im rituellen Bereich. Er nimmt die ,,Einweihung“ aller Vereinigten vor, des Kommissärs mit seiner Gattin, des Junggesellenpräses, der neu vermählten Ehepaare, der Junggesellen, der Leviten, des Fahnenträgers und des Laders. Denn, ohne eingeweiht zu sein, kann man keine Funktion ausüben.
Eingeweiht kann jeder verheiratete Vereinigte werden, der durch drei Jahre am Leben der Bruderschaft teilgenommen hat. Dies sollte er rechtzeitig, am besten beim Andingen, dem Bischof mitteilen. Ebenso kann sich ein älterer Junggeselle auf Wunsch einweihen lassen.
Dem Bischof kommt es auch zu, bei der Vesper die Wochenverrichtung, den Ablauf der Vereinigten-Woche und den Hirtenbrief zu verlesen. In diesem kommen Ereignisse aus dem Leben der Vereinigten auf witzig-ironische Art zur Sprache. Bei der Tätigkeit, die der Bischof ausübt, kommt ese auf eine gewisse Wortgewandtheit an, so auch bei den Weihen, wo er für den jeweils verschiedenen Charakter einen Vers sagen soll. Das Attribut zur Unterstützung der Weiheformel ist das ,,Tattel-Szepter“, mit dem der Bischof die zu Weihenden symbolisch segnet.
Der Bischof trägt ein zyklamrotes Gewand mit einer gelben Binde um die Mitte. Darüber einen roten Umhang mit Türkenmuster und großem weißem Kragen und gelben Fransen daran. Die Bischofsmütze – ein Zweispitz – sieht aus wie eine alttestamentarische, hohepriesterliche Mütze. Als besonderes Kennzeichen trägt er das silberne Hufeisen mit der Mitra und dem Bischofsstab.

Der Junggesellenpräses

Woher der Name ,,Präses“ kommt, ist wie bei Kommissär und Leviten nicht nachweisbar. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Begriff aus dem kirchlichen Bereich übernommen worden. Nach 1850 haben sich immer stärker katholische Burschenschaften (katholische Gesellenbruderschaft – Kolpingfamilie) entwickelt, wobei häufig der Leiter Präses genannte wurde. Leiter von katholischen Kollegien und Anstalten (Priesterseminare) tragen heute noch den Titel Präses.
Erst relativ spät – im Jahre 1879 – ist in den Vereinigten-Büchern der Junggesellenpräses genannt. Aus dem steten Anwachsen der Zahl der ledigen Mitglieder ist wohl das Bedürfnis entstanden, einen eigenen Vertreter – den Präses – zu haben. Die Pflichten des Junggesellenpräses waren lange Zeit nur in der mündlichen Tradition festgelegt. Erst Kommissär Georg Hochleitner schuf das Dienstbuch für den Junggesellenpräses, in dem alle Rechte und Pflichten fein säuberlich vermerkt sind.
Der Junggesellenpräses hat das Recht, an allen Besprechungen der Kommissäre teilzunehmen und die Anliegen der Junggesellen vorzubringen, sowie auch bei allen Vereinigten-Problemen kostruktiv mitzuwirken. Er kann nach eigenem Ermessen während der Vereinigten-Oktav Anordnungen treffen, denen uneingeschränkt Folge zu leisten ist.
Er ist für die Utensilien der Junggesellen, wie Bärenfelle, Trommeln, Faschingsrössl, etc,… verantwortlich und muss dafür sorgen, dass sie instand gehalten und nötigenfalls repariert werden.
Er hat die Kerzenmutter ,,rechtzeitig“ zu bitten, die Junggesellenkerze zu schmücken, und er muss sich darum kümmern, dass diese während des Festmahls und beim Ball bewacht wird. Weiter obliegt es ihm, beim Festzug für die Einteilung der Wache für die Lade und für ,,Vereinigten-Zeitungsverkäufer“ zu sorgen. Vor dem Ball muss der Präses die Gattin des Kommissärs abholen. Er hat die Ehre, den Vereinigten-Ball mit ihr zu eröffnen.
Wenn ein Junggeselle stirbt, besorgt der Präses die Träger des Sarges. Er ist verpflichtet, einen Vereinigten auf seinem letzten Weg zu geleiten; die Teilnahme an den Prangtagen mit den Junggesellen wird ihm besonders ans Herz gelegt.
Jeder Junggeselle, der einen Gesellenbrief oder auch ein Maturazeugnis hat und dem Vereinigten beitreten will, muss sich beim Präses melden, damit dieser weiß, „jetzt habe ich einen Neuen bekommen“.
Der Präses wird ihm sodann kurz Aufgaben und Sinn des Vereinigten erklären.

Der Vereinigten Schmied

Der Vereinigten-Schmied tritt nur einmal während der Regentschaft eines Kommissärs in Funktion. Er muss dem scheidenden Kommissär das Hufeisen vom Absatz des Schuhs reißen, um es dem Neugewählten als Zeichen seiner Würde und Macht auf die Schuhsohle zu nageln.
Im Jahre 1928 ist der Schmied im Bruderschaftsbuch an vierter Stelle genannt.

Der Vereinigten – Kassier

Ihm obliegt es, das Auflaggeld der Mitglieder in der Herberge nach dem Kirchgang in Empfang zu nehmen und einzutragen. Sollte ein Mitglied die Auflage drei Jahre lang nicht bezahlen, so wird es ohne gemahnt zu werden, ausgeschieden. Der Kassier muss auch für den Kommissär die Abrechnung machen. Er trägt das Hufeisen mit der Kasse in der Mitte.

Der Syndikus

Der Träger dieses Amtes ist dazu bestimmt, Rechtsstreitigkeiten innerhalb des Vereinigten zu schlichten. In dieser Eigenschaft muss er allerdings in den seltensten Fällen in Erscheinung treten und wenn, dann nur um Aufregungen der Junggesellen, ihrer Kerze wegen, zu schlichten.
Ein weiterer Anlass für das Auftreten des Syndikus ist, testamentarisch vermachte Spenden (z.B. ein Fass Bier) an die Vereinigten weiterzugeben.

Die drei Leviten

Nachdem die Vereinigten schon einen Bischof hatten, schufen sie ihm zum Zeichen seiner Würde drei Diener, die sie Leviten nannten. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass die Leviten dem Bereich der katholischen Liturgie und Schauspieltradition entlehnt und nicht aus der jüdischen Tempeltradition übernommen wurden. Die Namen, die die Leviten tragen, sprechen für die Funktion, die sie ausüben: Der ,,Bandllevit“ hat ein geflochtenes, goldfarbenes Band, mit dem er die zur Einweihung angesagten Vereinigten einfängt und zum Bischof bringt. Der ,,Weinlevit“ hat einen Krug Wein und einen Becher, aus dem jeder ,,Eingeweihte“ zu trinken bekommt, wofür er dann auch seinen Obolus zu entrichten hat, den der dritte Levit, der ..Sacklevit“ entgegennimmt. Dieser trägt auch während des Einzuges zur Einweihungszeremonie das Bischofsbuch.
Die Leviten tragen eine rote Tunika mit einer blauen Binde um die Mitte und mit einem großen blauen Kragen. Auf dem Kopf hat jeder eine Mütze, die in ihrer Art etwas bescheidener ist als die des Bischofs.

Die Kerzenmutter

Von der Kerzenmutter berichtet nur die mündliche Überlieferung. Ihre Funktion ist in etwa gleich alt wie die des Junggesellenpräses. Dieser ist das erste Mal im Jahre 1879 erwähnt. Der Kerzenleuchter für die Junggesellenkerze trägt die Jahreszahl 1880. Folglich ist anzunehmen, dass das Amt der Kerzenmutter auch zur gleichen Zeit eingeführt worden ist.
Nach Bericht von Altkommissär Johann Schintlmeister ist diese immer die Frau eines Kommissärs gewesen. Somit müsst die erste Kerzenmutter Theresia Mandl, die Frau des Ledermeisters und Kommissärs Leonhard Mandl gewesen sein.
Jakob Lassacher, derzeit ältester Vereinigter, Junggesellenpräses von 1927 bis 1929 erinnert sich, dass die Junggesellenkerze immer im Kommissärshaus Mandl geschmückt und von den Junggesellen abgeholt wurde. Das bestätigt auch Frau Anna Gfrerer, geborene Mandl, die zur Zeit in Unzmarkt lebt.
Demnach ist die Kerzenmutter immer im Hause Mandl gewesen, bis die Würde im Jahre 1964 auf Frau Maria Widmayer, Gattin des inzwischen verstorbenen Altkommissärs Andrä Widmayer, Schmiedemeister, übergangen ist. Diese sieht es als besondere Ehre an, für die Junggesellen die Kerze gießen und schmücken zu dürfen. Während der Oktav steht auch ihr Haus für die Vereinigten offen.

Das Faschingsrößl und die drei Bären

Drei Bärenfiguren in weißen Lammfellen mit langer roter Zunge und das Faschingsrößl begleiten die Junggesellen auf ihren Zügen zur Vesper, beim Trommeln, beim Gestrigen-Tag-Suchen und beim Geldbeutelwaschen (siehe das Vereinigten-Jahr). Ob die Bärenfiguren hier heimisch gewesen, oder erst mit dem Vereinigten eingeführt worden sind, lässt sich nicht mit Sicherheit herausfinden, wahrscheinlich ist es aber, dass Bärenmasken schon bei den Fronleichnams- und Leiden-Christi-Spielen in Tamsweg dabei waren. Diese Annahme wird durch Andrä Kocher bestätigt, der in seiner Chronik auch von Tiermasken spricht. Es gibt weder für das Fschingsrößl noch für die drei Bären auch nur den geringsten Anhaltspunkt, wann und wie sie in den Vereinigten gekommen sind.
Das Faschingsrößl wird von einer Person dargestellt, die zugleich als Ross und Reiter fungiert. Der Reiter trägt das Rössl, ein Lattengerüst mit daran befestigten Kopf und Hinterteil. Dieses wird mit Gurten an seinen Schultern befestigt. Darüber bauscht sich der Umhang des Reiters. Es läuft mit den Bären mit, hat aber keine vorgegebene Funktion.

Der Russentanz

Der mündlichen Überlieferung nach leitet sich die Herkunft von Weißrussland und vom Kosakengebiet ab. Weißrussische Bergleute sollen zur Zeit, da im Lungau der Bergbau noch geblüht hat, den Tanz hierher gebracht haben. Das ist aber nicht sicher belegt. Sicher ist aber, dass die Bergknappen, vor dem Vereinigten die Träger der Tradition waren, und dass bei ihren Festfeiern am St. Barbaratag ein Tanz, der dem Russentanz ähnlich gewesen sein mag, zur Aufführung gebracht wurde. Die Russentänzer tragen weiße, in schwarzen Stiefeln steckende Hosen mit roten Lampassen, rote lange Russenblusen mit schwarzer Posamentenverzierung, rote Kappen, ebenfalls schwarz verziert und mit einer schwarzen Quaste versehen. In der Hand trägt jeder eine Lanze mit schwarzem Stiel, blauer Kugel und Mütze. An der linken Seite haben sie einen krummen Säbel. Die Gesichter sind halb verborgen durch einen langen, schwarzen Bart. Kostüm, Bart, Lanze, die durch die ständig gebeugten Knie geduckt wirkende Haltung, die wuchtigen Schritte und dazu noch die grimmigen Blicke, die sie einander beim Tanzen zuwerden – all das wirkt geradezu fremdländisch und kriegerisch. Dieser Tanz besitzt nirgends ein Gegenstück!
Die Russentanzgruppe besteht aus acht Tänzern und einen Musikanten. Die heute gespielte Melodie im 2/4 Takt ist eine Komposition des so genannten „Wenzel-Böhm“. Seine Musikgruppe hat vor Gründung der Bürgermusik Tamsweg bei Festlichkeiten musiziert. Heutzutage wird der Russentanz von einem Harmonikaspieler – dem „Russenmusikus“ – gespielt. Bewahrer des Russentanzes ist der Vereinigte, obwohl von 1900 bis 1912 keine Russentanzgruppe bestanden hat. Im Jahr 1912 wurde sie von Kommissär Egid Binggl neu initiiert.

Der Bandltanz

Der Bandltanz kommt im Vereinigten in den Wahljahren zur Aufführung. Die Mädchen und Burschen fahren im Festzug zur Huldigung des neu gewählten Kommissärs auf einem eigenen Wagen mit und führen den Tanz immer wieder vor. In früheren Jahren wurde er auch beim Ball vorgetanzt. Russentanz, Bandltanz und Reiftanz sind mit dem Vereinigten eng verbunden, obwohl der Reifentanz in letzter Zeit nicht mehr getanzt wird.