Das Vereinigtenjahr

Das Andingen

Beim Andingen, das jedes Jahr am Abend des Neujahrstages in der Herberge stattfindet, richtet der Kommissär an alle Vereinigten die Frage, ob dieses Jahr wieder ein Jahrtag abgehalten werden sollte. Aufgrund der allgemeinen Zustimmung wird der Termin festgelegt. Im weiteren wird nach langer Debatte mit dem Herbergsvater der Umfang und Preis des Bruderschaftsmahles ausgehandelt. Jedes dritte Jahr wird auch ein neuer Kommissär gewählt, im darauffolgenden Jahr ein neuer Junggesellenpräses. Auch alle anderen Ehrenämter werden am Neujahrstag vergeben. Diese Wahlen erfolgen üblicherweise nach längeren Wechselreden, die jeweils in verschiedene, nicht immer ernst gemeinte Wahlvorschläge münden. Als Gewählter gilt derjenige, bei dem der Applaus der Vereinigten nicht abbricht. Das Wahlergebnis gilt jedenfalls immer als „Einstimmig beschlossen“. Neugewählte Kommissäre, Bischöfe oder Junggesellenpräsides werden von den Junggesellen zum Kommissärstisch getragen. Nach einer Kommissärswahl brechen Bürgermusik und Junggesellen auf, die Frau des Neugewählten einzuholen.

Der Festzug

Alle drei Jahre wird zu Ehren eines neugewählten Kommissärs ein Festzug ausgerichtet. Beim Vereinigten-Festzug dient der ganze Aufwand in erster Linie der Huldigung des Kommissärs. Dementsprechend nehmen auch viele Wagenaufbauten und Figuren Bezug auf das Leben und den Beruf des Kommissärs sowie seiner Familie. Jeder Vereinigte kann beim Festzug mitmachen. Wie schon bei der Bruderschaftsprang der Leonhards-Bruderschaft die einzelnen Handwerkszünfte ihre Wagen gestaltet haben, so gestalten auch heute die Gewerbe der Zimmerer, Maurer, Maler usw., und andere Berufs- und Interessensgruppen, wie der Wirtschaftsverein, die Lehrer, die Beamten der Bezirkshauptmannschaft sowie der Marktgemeinde, die Liedertafel u.v.ä.m. ihren eigenen Festwagen.
Seit der Festzug durch Photographien belegt ist (Ende des 19. Jahrhunderts), kann verfolgt werden, wie phantasievoll und großartig die Wagenaufbauten gewesen sind, was sich bis heute immer gesteigert hat. Dass die Bruderschaftsprank auch großartig gewesen sein muss, kann bei Andrä Kocher, Reiterbauer in Lasaberg, nachgelesen werden.
Damals wie heute sind die Theatralik die szenische Darstellung und das Deklamieren verschiedener Verse und Sprüche gleich geblieben, anders ist nur die Thematik geworden. Waren es früher Szenen aus dem Alten Testament, Heilligenlegenden, ausschließlich religiöse Themen, die dargestellt wurden, so sind es beim Vereingiten-Festzug Themen aus dem Leben des Kommissärs und aus dem Zeitgeschehen.
Als Beispiel möge der Festzug unseren Kommissär Baumeister August Santner im Jahre 1984 dienen. Die Arbeiter seines Betriebes führten ihm auf einem großen Wagen eines Hausbau vor. Seine Eigenschaft als Imker sprach ein Wagen mit einem großen Bienenkorb an, aus dem viele fleißige „Biene Majas“ ausschwärmten.
Da der Kommissär auch in der Denkmalpflege tätig ist, baute ihm zu Ehren die Zimmerei und Tischlerei Lüftenegger einen Wagen, auf die die Kapellen, die den Weg nach St. Leonhard säumen, im Maßstab 1:1 nachgebildet waren. Weiters wurde seine Vorliebe für das Heilbad Rogaska Slatina und seine Schwierigkeiten bei Grenzübertritten nach Italien als Vorlage genommen. Den aktuellen Zeitbezug stellte eine mit Raketen und anderen martialischen Waffen ausgerüstet Friedenstruppe her.
Ist der Umgang am Bruderschaftsmontag eine Huldigung des Leibes Christi gewesen, so ist der Festzug in der Vereinigten-Oktav eine Huldigung des Kommissärs.
Altkommissär Hochleitner berichtet dazu:
Der Festzug wird zu Ehren des Kommissärs abgehalten. Es heisst nicht umsonst, ´der Dir zu Ehren gemacht wird´, ´die Dir zu Ehren vorbeifahren´. Dann weiß man erst, was der Vereinigte ist. Das glaub man gar nicht vorher. Jeder Kommissär ist hingerissen von dem Aufwand, der um seine Person gemacht wird.

Sobald die einzelnen Wagen-Gruppen dem Kommissär ihre Reverenz erwiesen haben, schließen sich dem Festzug die schön geschmückten Pferdegespanne an, in denen die Altkommissäre, der Bischof mit seinen Leviten, alle anderen Amtsträger und im letzten der neugewählte Kommissär und sein Vorgänger Platz nehmen. Den Abschluss des Festzuges bildet das Gespann mit der Lade. Nach dem Festzug stellen sich alle Wagen auf dem Marktplatz auf und erwarten Besuch des Kommissärs.

Die Bärenvesper

Montag abends findet die Vesper – die Vorabendfeier – statt. Vorher treffen sich die Junggesellen mit ihrem Präses in der Herberge zum „Veschper-Trommeln“, das um 17:00 Uhr beginnt. Voran gehen fünf Trommler (4 kleine, 1 große Trommel), denen der Junggesellenpräses und seine Schar folgen. Die drei Bären und das Faschingsrößl sind auch mit dabei; sie sind einmal vorne, einmal hinten zu finden.
Von der Herberge führt der Weg die Amtsgasse hinauf, an der Bezirkshauptmannschaft vorbei, und zurück zum Haus des Altkommissärs Johann Schintlmeister, wo sie schon erwartet werden. Junggesellen und Trommler bilden einen Kreis und nehmen die Bären und das Faschingsrößl in die Mitte.
Auf die Frage des Junggesellenpräses: „Junggsön, seid´s alle da?“ antwortet der Chor laut und deutlich „Ja!“. Daraufhin verkündet der Junggesellenpräses:“Einen Ehrentanz für den Herrn Altkommissär!“
Die Trommler beginnen die Trommel zu schlagen – erst langsam, gegen Ende hin immer schneller. Die drei Bären hüfen im Kreis – zweimal auf dem einen Bein, einmal auf dem anderen, und halten sich dabei eng umschlungen. Erst tanzen sie links, dann rechts herum. Das Faschingsrößl springt leichtfüßig um die drei herum, wobei die Glöckchen und Schellen am Hals lustig bimmeln. Jeder bekommt einen kleinen Trunk und eine kleine Jause. Sie trinken auf das Wohl des Herrn Altkommissärs und seiner Frau, und weiter geht´s zur nächsten Station. Unterwegs kommen auch die Mädchen nicht ganz ungeschoren davon, was mit viel Gekreische und Gekicher verbunden ist. Dieses oben beschriebene Zeremoniell wiederholt sich auch an den weiteren Stationen. Besucht werden der Reihe nach die Häuser aller Altkommissäre, das Haus des Junggesellenpräses und das der Kerzenmutter sowie selbstverständlich das des Kommissärs. Danach geht es zurück zur Herberge.
Inzwischen haben sich die verheirateten Vereinigten dort eingefunden. Kommissär und Altkommissäre brechen jeweils von zu Hause auf, sobald ihnen die Junggesellen ihre Aufwartung gemacht haben. Sie warten in der Gaststube der Herberge zusammen. In der Zwischenzeit hat die Bürgermusik zur Freude aller ihr Spiel begonnen. Unter den Klängen des Prebermarsches ziehen Kommissär, Altkommissäre Bischof und Kassier in den Saal und nehmen am Kommissärstisch Platz. Der Herr Vater Kommissär begrüßt die Versammelten und wünscht ihnen viel Freude für den weiteren Verlauf der Vereinigtenwoche. Nun kommen die Junggesellen. Sie ziehen in den Saal ein; voran die Bären, Trommler und das Faschingsrößl und stellen sich vor dem Kommissärstisch auf. Das Faschingsrößl tanzt herum, die Bären schlagen ihre Burzelbäume. Anschließend tanzen sie einen Ehrentanz für die Kommissäre und für alle Vereinigten, wozu die Tamsweger Bürgermusik die Bärenpolka spielt.
In der Zwischenzeit hat der Bischof die Festroben angelegt und betritt neuerlich den Saal, begleitet von seinen drei Leviten. Symbolisch segnet er mit seinem „Tattel-Szepter“ alle Vereinigten. Ein Levit trägt das Bischofsbuch unter dem Arm. Der Bischof wird auf einem Sessel sitzend von den Bären auf einen Tisch gehoben und beginnt mit der Verlesung der Wochenverrichtung, dem Ablauf der Vereinigten-Oktav. Danach kommt er zur Verlesung seines Hirtenbriefes.
Zwischen all diesen Programmpunkten spielt die Bürgermusik fleißig auf. Spät in der Nacht geht die Vesper zu Ende.

Der Jahrtag

Der Dienstag der Festwoche ist der wichtigste Tag der Woche. An diesem Tag wird der Jahrtag, das hohe Fest der Vereinigten, gefeiert. Die Geschäfte der Woche ruhen, und es ist eine freudige erfüllte Pflicht der Vereinigten, den Jahrtag gemeinsam zu begehen.

Das Amt für die lebenden und verstorbenen Vereinigten

Am Dienstag früh um halb Zehn trifft man sich vor der Herberge zum gemeinsamen Kirchgange „im besten Gewande“ wie im „Bruderschaftsbuechlein 1738“ geschrieben steht. Die Kommissäre tragen Überrock und Zylinder; der amtierende Kommissär hat das große goldene Hufeisen angesteckt, die Altkommissäre ein kleineres silbernes. Die verheirateten Vereinigten tragen eine rote, die ledigen Burschen und die Kommissäre Nelke am Revers. Die Verheirateten sollten den „Buschn“ rechts angesteckt haben, die Ledigen links. Die Tamsweger Bürgermusik eröffnet den Zug in die Pfarrkirche. Dahinter geht der Kommissär mit seinen zwei Amtsvorgängern, dann kommen die anderen Altkommissäre mit dem Bezirkshauptmann und dem Dechant, anschließend die verheirateten Vereinigten, am Ende des Zuges geht der Junggesellenpräses mit seinen Mannen.
Um zehn Uhr beginnt das Amt. Es ministrieren Vereinigten-Junggesellen. Für den musikalischen Rahmen sorgt die Liedertafel, die sich ja größtenteils aus Mitgliedern des Verreinigten zusammensetzt, und die mit dem Lied „Wohin soll ich mich wenden“ das Hochamt eröffnet. Mit den Worten „Ich möchte Euch alle, liebwerte Vereinigte, recht herzlich begrüßen, und diesen Gruß zusammenfassen in dem biblischen Gruß der Allerheiligsten Dreifaltigkeit von Gott unserem Vater, dem Herrn Jesus Christus, dem Heiligen Geist, er sei mit Euch“ , beginnt Herr Dechant Neureiter das Hochamt. Auf seine Predigt zu diesem Festtag freuen sich die Vereinigten schon lange vorher, und es kann durchaus einmal geschehen, dass an Stelle des vorgesehen „Amens“ der Zuhörer, gewaltiger Applaus die Kirche durchhallt.
Nach dem Amt spielt die Tamsweger Bürgermusik den langen Zug zurück zur Herberge. Es besteht nun die Möglichkeit, die Auflage zu bezahlen und die meisten Vereinigten gehen auf eine Jause. Die Juggesellen formieren sich neu und marschieren unter den Klängen der Musik zur Kerzenmutter.

Das Einholen der Junggesellenkerze

In festliche Tracht gekleidet erwartet die „Kerzenmutter“ bereits an der Türe „ihre Buben“. Eine kleine Jause und Tee mit Rum zum Aufwärmen sind schon vorbereitet. Der Präses bedankt sich und die Musik bringt ein Ständchen dar. Unter den Klängen des Prebermarsches geht es in langem schmalspurigen Zuge zurück zur Herberge; der Junggesellenpräses mit der schön geschmückten Kerze voran, im Gänsemarsch hinter ihm die Junggesellen. Viele Zuschauer säumen den Weg, und gelegentlich hört man auch einen Juchzer.

Das Bruderschaftsmahl

Hochgeschätzte Jubilare!
Hochgeschätzte Altkommissäre!
Hochgeschätzter Herr Bischof!
Liebwerte Vereinigte!
Lieber Junggesellenpräses!
Liebe Junggesellen!

Mit diesen Worten begrüßt der Herr Vater Kommissär um die Mittagszeit die in der Herberge Versammelten. Danach erfolgt die Ehrung der Jubilare. Ihre Zahl nimmt von Jahr zu Jahr zu, ein Zeichen für die steigende Mitgliederzahl, aber auch für die gute Gesundheit der Vereinigten. Man gedenkt auch der seit dem letzen Jahrtag Verstorbenen. Der Kommissär bittet nun den liebwerten Vereinigten Herrn Dechant, das Tischgebet zu sprechen. Während des Mahles werden Glückwunschbriefe und –telegramme nich anwesender Vereingiter verlesen. Die Tamsweger Bürgermusik sorgt wieder für den musikalischen Rahmen. Gegen zwei Uhr bricht der Kommissär und mit ihm alle Vereinigten unter Vorantritt der Bürgermusik zum Hausieren auf.

Das Hausieren

Das Hausieren hat alte Tradition. Jede Zunft hatte in den früheren Zeiten einen eigenen Stammtisch in einer der zahlreichen gastlichen Stätten Tamswegs. Ausgerechnet am hohen Festtage sollten diese Tische verwaist sein? Nein! Also wurde schon frühzeitig das Hausieren eingeführt. Von der Herberge ausgehen ziehen die Vereinigten streng im Uhrzeigersinn durch alle Gastlokale. Man ist wohl darauf bedacht, kein Gasthaus, kein Kaffeehaus auszulassen, ab auch nicht das Kommissärshaus. An diesem Tag zahlt jeder Vereinigte seine Zeche selbst, nur im Kommissärshaus ist heute wie an allen anderen Tagen jedes Mitglied herzlich eingeladen.

Der Vereinigten-Ball

Zum Vereinigten Ball sind alle liebwerten Vereinigten eingeladen. Diese Einladung gilt auch für die Ehefrauen der Verheirateten und für die Bräute der Junggesellen. Die Junggesellen begrüßen die Gäste an der Türe im Namen des Kommissärs und sollten dabei darauf achten, dass kein Ungeladener den Saal betritt. Gegen halb Neun Uhr begrüßt der Kommissär die Anwesenden. Traditionsgemäß eröffnet der Junggesellenpräses mit der Frau Kommissär den Ball.
Nach einigen Tanzstückln erfolgt der Einzug des Bischofs mit seinen drei Leviten unter den Klängen der Musik. Symbolisch segnet er mit seinem „Tattel-Szepter“ jeden, den er erreichen kann – er klopft jedem mit dem „Tattel“, einer kleinen Stoffpuppe, auf den Kopf. Der eine Levit hat den Krug mit Wein, der zweite das Bischofsbuch und den Geldbeutel und der dritte das geflochtene Band in der Hand, mit der er gleich die zur Einweihung bestimmten Vereinigten einfangen wird. Die Junggesellen heben den Bischof mit dem Stuhl auf den Tisch, und die Einweihung kann beginnen. Ein Levit holt mit seinem Bande das einzuweihende Paar zum Bischof, der sich zu dieser Zeit bereits auf einem zum Thron umgestalteten Tisch befindet. Er umgürtet die Weihenwärter mit dem goldenen Band des Vereinigten. Der Bischof spricht, oft zum Gaudium aller, seinen Einweihungsvers. Ein zweiter Levit reicht den Becher mit dem Bruderschafstrunk, dieweilen der dritte der Leviten sein Säckchen zur Entgegennahme eines Obolus aufhält. Der nun erst zu einem richtigen Vereinigten Gewordene erhält noch eine Abschrift der Protokkolle und wird unter dem Beifall der Corona wieder entlassen. Von einem zum anderen eilend, seinen Segen mit dem „Tattel-Szepter“ spendend, so wie er eingezogen ist, verlässt der Bischof, geleitet von seinen Leviten, wieder den Saal.
Zusätzliche Programmpunke hat der Ball in einem Wahljahr. Frauengruppen, Russentänzer und die Volkstanzgruppe erbringen dem neugewählten Kommissär und seiner Frau ihre Referenz durch Tanz und szenisches Spiel.
In jedem Fall geht es in frohem Tanze weiter bis in die frühen Morgenstunden.

Die Tagreveille

Nach dem Ball um etwa vier Uhr früh ziehen die Junggesellen direkt vom Ball kommend mit den Trommeln durch den Markt. Der eine oder andere Verheiratete, der zu dieser späten Stunde den Ball verlässt, sieht zu oder marschiert mit, was ihn aber, so wie jedes Zugesellen zu den Unterverheirateten je nach Strenge des Präses eine kleine oder größere Menge Bier kostet. Dieses wird aber nicht sofort konsumiert – wo sollte man um diese Zeit auch – sondern dient als Durstlöscher bei einer der vielen Sitzungen, die die Junggesellen während des Jahres haben,

Das Knödeltrommeln

So wie bei der Tagreveille machen die Junggesellen mit den Trommeln eine Runde durch Tamsweg, als Zeichen, dass der Maschgera angebrochen ist. Auch beim Knödeltrommeln wird nicht eingekehrt.

Der Maschgera

Am Mittwoch um etwa zwei Uhr nachmittags treffen sich die Vereinigten maskiert bei der Herberge, um im weiteren Verlaufe die Runde durch alle Gasthöfe, den Dechantshof und die Kommissärshäuser zu machen. Zu beachten ist, dass diesmal die Reihenfolge entgegen dem Uhrzeiger gilt. Die Bezirkshauptmannschaft und so manches Bürgerhaus sind ebenfalls gastfreundlich geöffnet. In früheren Zeiten wurde auch den Patienten im Krankenhaus ein Begrüßungsständchen gebracht. Geschlossen sind jedoch Ämter, Geschäfte und Banken. Beim „Maschgera“ sind alle Vereinigten mit Getränk und Esse freigehalten. Bis Mitternacht sollten sie hoffentlich vollzählig in die Herberge zurückgekehrt sein. Der Kommissär bedankt sich bei den Anwesenden für die Begleitung, die Ehre, die ihm erwiesen worden ist.
Für die Kommissäre und die verheirateten Vereinigten ist damit das Fest zu Ende.

Das Gestrigen-Tag-Suchen

Die Junggesellen ziehen Donnerstag abends mit Laternen und Lampignons ausgerüstet heulend und jammernd mit allerlei Lärmgeräten durch den Markt und trauern dem allzu früh vergangenen „Gestrigen-Tag“ nach. Dabei werden wieder die gastlichen Stätten aufgesucht, wo man sie mit Speis und Trank labt.

Das Geldbeutelwaschen

Am Abend des Freitags werden die Geldbeutel einer gründlichen Reinigung unterzogen. Die Burschen ziehen mit einem „Waschwandl“ von Haus zu Haus (in gleicher Reihenfolge wie beim Vespertrommeln und Gestrigen-Tag-Suachn) und bejammern ihre leeren Geldtaschen. Sollte ihnen wider Erwarten ein weibliches Wesen über den Weg laufen, so kann es passieren, dass es irrtürmlich auch einer Generalreinigung unterzogen wird.
Damit ist die Festwoche der Vereinigten beendet und Ruhe kehrt wieder in alle Häuser.

Das Abroaten

Der Name leitet sich aus dem alten Wort „raiten“ ab. In unserer heutigen Sprache haben wir noch das Wort „ritzen“, im Englischen das Wort „write“. Ursprünglich bedeutet es soviel wie „einkerben“, „einritzen“. Rechnungen wurden in Holztafeln eingeritzt, draus ergibt sich auch die Bedeutung „rechnen“. Abroaten heißt also Abrechnen.
Zum Abroaten am ersten Samstag in der Fastenzeit sind außer den Honoratioren auch alle Vereinigten und die Bürgermusik Tamsweg geladen. Das von der Auflage nach der Abrechnung noch übrig gebliebene Geld soll gemeinsam in der Herberge verzehrt werden, wie es bereits in den Statuen von 1786 geschrieben steht.