Kandolf Josef jun.

1966-1968

Kommissär Josef Kandolf jun. 1966 – 1968
geboren am 27. Dezember 1919 als Sohn des Josef Kandolf, Kaufmann in Tamsweg und seiner Frau Maria, geb. Scharfetter

verheiratet mit Maria, geb. Hochleitner

gestorben 1970

Beruf: Kaufmann
Kinder: Christa, Sepp, Jutta

1966

Ich möchte hier nicht meine Freunde, meinen Stolz und meine Rührung verschweigen, als mir Altkommissär Grundnigg unter dem Jubel aller Vereinigten das Goldene Hufeisen an den Rock steckte. Am meisten freute mich jedoch, dass ich unter dem Vorsitz meines Vaters gewählt wurde und so die höchste Würde, Ehre und Auszeichnung erhielt, die ein Tamsweger Bürger bekommen kann.
Als nun heuer am 6.1.66 unser Landesvater, Herr DDr. Lerchner in Tamsweg weilte, habe ich die Gelegenheit benutzt ihn persönlich einzuladen. Es war für alle Vereinigten eine große Freude, dass Herr Landeshauptmann auch tatsächlich am Montag zum Festzug erschienen ist. Der Festzug war einer der schönsten, den Tamsweg je gesehen hat. Über 40 Gruppen und ca. 8000 Zuschauer waren auf den Beinen.
Das Hausieren geschah in altgewohnter Weise, und auch der Ball war sehr gut besucht. Die Bandltänzergruppe unter bewährten Leitung  von Richard Bogensperger brachte einige alte Tänze und Schuhplattler zur Aufführung. Besonders freute mich, dass die Tamsweger Frauen – einmal alt, einmal jung – ganz originelle Darbietungen brachten. „Die Modenschau des Kaufhauses Kandolf“ und „Die Regimentstöchter“ wurden uns zu Ehren aufgeführt.
Unser hochgeschätzter und allseits beliebter Vereinigter, Altbezirkshauptmann Hofrat Graf Mels-Colloredo hat für den Vereinigten einen Ehrenring gestiftet, welchen immer der an Jahren älteste Altkommissär tragen soll und welcher jeweils beim Bruderschaftsmahl vom amtierenden Kommissär weitergegeben wird.
Ich hatte die Ehre, diesen Ring mit dem Hufeisen aus den Händen des Stifters für den Vereinigten zu übernehmen und denselben an meinen Vater als derzeit ältesten Altkommissär zu übergeben. Viele Vereinigten hatten Tränen in den Augen, als ich meinem Vater diesen schönen Ring übergeben konnte. Unserem lieben Vereinigten Hofrat Graf Mels-Colloredo herzlichen Dank für diese Stiftung. Der Name Colloredo wird für alle Zeiten im Vereinigten weiterleben.
In der Geschichte der Vereinigten ist es das erste mal, dass Vater und Sohn gleichzeitig Kommissäre sind.

 

1967

Das Abroatn wurde am 25. Februar abgehalten. Es war gerade nicht sehr gut besucht, da die Freiwillige Feuerwehr genau an diesem Tage ihre Sammlerjause durchführte. Es hätte dies auf jeden Fall unterbleiben müssen.

1968

… galt es doch einen neuen Präses zu wählen, da Günther Lettmayer ind den „Hafen der Ehe“ eingelaufen war. Nach langen Wechselreden und guten Ratschlägen aus dem Kreise der Verheirateten wurde schließlich Helmut Lesjak einstimmig zum Präses gewählt.
Am hohen Festtag der Vereinigten hatten sich sehr, sehr viele Mitbürger zum Kirchgang eingefunden. Beim Bruderschaftsmahl konnte ich an Herrn Anton Lettmayer für 70-jährige Zugehörigkeit zum Vereinigten eine von Herrn Martin Esterbauer angefertigte Erinnerungsmedaille überreichen. Es war das erste Mal, dass an ein Mitglied so eine Auszeichnung überreicht werden konnte. Herr Franz Klein sen. erheilt die Medaille für 50-jährige Mitgliedschaft.

Nachtrag zur Protokollausgabe
1966! Als die Oktav vorbei war, ging ich daran, die Protokollbücher und Schriften, welche in der Bundeslade aufbewahrt werden, zu sichten und zu lesen. Am meisten interessierte mich das Gründungsprotokollbuch…
Leider musste ich feststellen, dass ich nicht in der Lage war, dasselbe zu lesen. So kam ich auf den Gedanken, einen Schriftsachverständigen zu suchen, welcher in der Lage ist, den Originaltext in ein verständliches Deutsch zu übersetzen. so kam ich auf unseren lieben Vereinigtenmitbruder Hochw. Herrn Valentin Pfeifenberger, Pfarrer in Thomatal, welcher mir persönlich als Fachmann in dieser Richtung bekannt war. Ich fragte ihn, ob er mir diese Arbeit machen würde und er sagte begeistert zu. Ich war sehr froh darüber, und Herr Pfarrer hat dies in vorbildlicher und meisterhafter Weise durchgeführt. Da bereits ein Mal, und zwar im Jahre 1786, die Statuten geändert worden waren, kam mir der Gedanke, dieselben ,für die heutige Zeit passend, neu zu schreiben und eine Schrift zu verfassen, in welcher alle Wissenswerte über den Vereinigten zusammengefasst ist. Diese Protokollschrift samt Begleitschreiben sollte jedem Vereinigten ausgehändigt werden, m alle bestehenden Unklarheiten zu beseitigen. In einer gemeinsamen Sitzung aller Würdenträger und Verantwortlichen des Vereinigten habe ich diesen Herren meinen Plan vorgetragen und vollste Zustimmung dafür erhalten. Nun begann eine schwere Arbeit „Die Neufassung der Statuten“ für die Jetztzeit.
Nach vielen Aussprachen und Beratungen über den genauen Text hatte ich im Herbst 1968 die Arbeit abgeschlossen. Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass mir Herr Josef Wagner bei der Festlegung der Art der Protokollschriften viel geholfen hat.
Es war für mich ein großer Freudentag, als ich am 21. Oktober 1968 den Herren Altkommissären, den Bischöfen, dem Herbergsvater und dem Junggesellenpräses in einer gemeinsamen Sitzung die nun vorliegende „Protokollschrift des Vereinigten zu Tamsweg“ überreichen konnte. Unser Lader, Herr Josef Resch, hat in dankenswerter Weise die Zustellung an alle Mitglieder durchgeführt. An alle auswärtigen Vereinigten wurde die Schrift mit der Post zugesendet. Ca. 300 Exemplare liegen bereit, um bei dem jährlich stattfindenden Einweihen an neue Mitglieder überreicht zu werden.
Tamsweg, Dezember 1968
Josef Kandolf, Kommissär